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Die Mär vom Fachkräftemangel

Wie oft lesen Sie Artikel und sehen Statistiken zum Fachkräftemangel? Mit schöner Regelmäßigkeit wird publiziert, in welchen Bereichen qualifizierte Mitarbeiter fehlen. 

 Doch, was ist mit den Bewerbern, die mehr als 200 Bewerbungen geschrieben haben und immer noch keinen Job haben? Und dass, obwohl sie Ingenieur, Diplom Kaufmann, oder Techniker sind! Wie kann das zusammenpassen? Der Mythos des Fachkräftemangels wird gerne von Unternehmen propagiert. Angeblich findet man keine passenden Bewerber auf ausgeschriebene Stellen. Kann es sein, dass die Erwartungen zu hoch sind? Muss ein Bewerber wirklich alle Anforderungen 1:1 abdecken? Darf man keine Lücken mehr im Lebenslauf haben? Muss der Werdegang stringent sein? Darf man kein Quereinsteiger sein? 

Diese Trends scheinen sich momentan abzuzeichnen. Ein weiterer Punkt ist das Alter (und damit verbunden die Gehaltsvorstellung aufgrund der längeren und umfangreichen Erfahrungen). Ist man Ende 40 oder hat die 50 überschritten werden die Hürden bei der Suche nach einem neuen Job immer höher. Diese Arbeitssuchenden werden nicht überall mit offenen Armen empfangen. Selbstverständlich sind die meisten Arbeitssuchenden dieser Altersgruppe bereit, Abstriche zu machen, was die finanziellen Rahmenbedingungen angeht. Auch Weiterbildungen und Qualifizierungen sind für diese Gruppe kein Thema. Und trotzdem finden Sie keinen Job. Werden oftmals erst gar nicht zu Vorstellungsgesprächen eingeladen.

In Großstädten und Ballungsgebieten scheint es offensichtlich keinen Mangel an Fachkräften zu geben. Viele meiner Kunden aus dem Ruhrgebiet finden einfach keinen Job! In ländlichen und damit vermeintlichen unattraktiven Regionen sieht es bestimmt ganz anders aus. Ein Kunde erzählte mir von Jobangebot aus sehr ländlichen Region Baden-Württembergs. Die Stelle passte sehr gut, doch das Umfeld stimmte einfach, denn es gab in dem Ort keine ganztägige Betreuungsmöglichkeit für Kinder. Die Kinder mussten über Mittag aus der Kita geholt werden. Wer kann das als Berufstätiger denn händeln? 

Eine Mehrheit der Bewerber bevorzugt die großen und bekannten Unternehmen, die kleinen Unternehmen haben das Nachsehen. Hier muss sich etwas ändern – allerdings haben schon viele Hidden Champions dieses Manko erkannt – und betreiben intensives Bewerbermarketing. Wirklich gute Mitarbeiter waren schon immer rar und werden es auch immer bleiben. Doch leider schaffen es vielen Unternehmen nicht, ihren Recruiting Prozess zu beschleunigen. Es dauert einfach zu lange, bis eine Entscheidung fällt. Denn gute Fachkräfte bewerben sich ja nicht nur bei einem Unternehmen. Oftmals müssen diese Bewerber wochen- ja gar monatelang warten, bis die Auswahl getroffen wurden. Dazu sind viele nicht bereit und nehmen dann die guten und zugleich schnellen Angebote an. 

 Ein allseitiges Umdenken ist dringend vonnöten.

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