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Nur das Studium zählt


Zum Wintersemester ist es wieder so weit, die Abiturienten des Jahres drängen in Hochschulen. Immer mehr entscheiden sich für ein Studium und gegen eine Ausbildung. Und dann gibt es Forderungen von Bildungspolitikern, mehr Menschen ohne Hochschulzugang ein Studium zu ermöglichen. Praktisch oder handwerklich zu arbeiten, wird als wenig attraktiv dargestellt. Nur mit einem Hochschulabschluss sei ein gesicherter Beruf mit Karrierechancen möglich. Doch ist das wirklich so?


Die Akademisierung für alle – nach amerikanischem Vorbild – scheint immer noch der Trend zu sein. Nur akademische Berufe genießen ein hohes Image und Prestige. Doch liegt unsere Zukunft tatsächlich nur darin, akademisch gebildete junge Menschen in Berufsleben zu entlassen? Zumal die heutige akademische Bildung – dank des Bologna Prozesses und der damit einhergehenden Verschulung des universitären Systems – eine deutlich andere ist, als noch vor einem Jahrzehnt. Hier geht es nicht darum, die gute alte Zeit zu verklären und darauf zu verweisen, dass früher alles besser, die Ansprüche höher und Studenten per se besser gebildet waren. Doch die größeren Freiheiten die ein Studium – vor Bologna – bot, förderte m.E. die individuelle Entwicklung und gab Gelegenheit, auch in den ein oder anderen Bereich hinzuschnuppern und dann zu entscheiden, wohin die Reise gehen soll. Das Studium musste – in weiten Teilen – selbst organisiert werden, vorgegebene Stundenpläne gab es hier nicht. Dadurch konnte sich ein Studium auch wenig in die Länge ziehen. Wer Wissen aus purem Interesse erworben hat und in der Lage war, mit Motivation und Ehrgeiz sein Studium zu planen, Schwerpunkte zu setzen und durch zu ziehen, hat größere Chancen, im späteren Berufsleben nicht nur zu bestehen, sondern auch erfolgreich zu sein. (Natürlich gibt es auch heute noch solche Absolventen, aber das System bietet doch viel weniger Spielraum). Die Resultate sehe ich in meiner Beratung. Absolventen (mit Bachelorabschluss), die in ihren Jobs unzufrieden und vor allem verunsichert sind, was sie mit ihrem Studium anfangen können. Viele sind nicht in der Lage tief greifende Entscheidungen zu treffen, lehnen berufliche Verantwortung (aus Verunsicherung über die eigenen Fähigkeiten) ab und sind nur bedingt dazu fähig, sich selbst organisieren. Ein weiterer Aspekt, den der Akademisierungswahn mit sich bringt, ist die hohe Abbrecherquote. Diese liegt im Schnitt über 30 %, bei einigen ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen bei über 50 %. Auch das war früher anders… Die Problematik ist aber erkannt und es werden sinnvolle Programme gestartete wie das „nullte“ Semester an der RWTH Aachen Nullte Semester  in dem die Studiengänge auf realistische Art und Weise vorgestellt werden und Abiturienten die Möglichkeit gegeben wird, ihre Entscheidung für ein Ingenieurstudium zu prüfen. Es wäre schön, wenn es zu einem Umdenken käme. Gerade Eltern sollten erkennen, wo die Stärken und auch die Schwächen ihrer Sprösslinge liegen und sie bei der richtigen Wahl des Berufes unterstützen und sie nicht – nur weil es den eigenen Ansprüchen und Vorstellungen entspricht – zu einem Studium drängen. Ich persönlich habe größten Respekt vor Menschen, die ein Handwerk gelernt haben und dieses beherrschen. Was wäre die Welt ohne Elektriker (heute Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik), Kfz-Mechatroniker, Gesundheits- und Krankenpfleger, Gärtner, Schreiner, Friseure….

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