Direkt zum Hauptbereich

Neuen Job nach nur einer Woche kündigen?

Klingt merkwürdig, doch in meiner alltäglichen Arbeit erlebe ich es immer wieder, dass mich verzweifelte Kunden kontaktieren, die gerade voller Euphorie und mit hoher Motivation eine neue Arbeitsstelle angetreten haben und dann kommt alles anders….

Die Aufgaben stellen sich anders dar als in der Stellenausschreibung und in Vorstellungsgesprächen kommuniziert, scheinen unlösbar und die Anforderungen sind unerfüllbar. Die ganze Situation ist enttäuschend und frustrierend. Als Lösung kommt nur die sofortige Kündigung infrage. Doch was sind die Konsequenzen? In der Probezeit den Job zu schmeißen, ist ein Makel im Lebenslauf. Die schlimmsten Szenarien geistern durch den Kopf – wie bei einer Kundin, die sich schon gebrandmarkt für das weitere Berufsleben sah, ohne Chance, wieder einen guten Job zu bekommen.

Doch bei näherer Betrachtung lassen sich viele Probleme ohne Kündigung lösen. So wie bei einer Kundin, die die Nachfolge einer Mitarbeiterin antrat, die sehr lange im Unternehmen war und dieses sogar mit aufgebaut hatte. Der Druck, alle Arbeiten mit der gleichen „Perfektion“ zu erledigen wie die Vorgängerin und noch besser sein zu wollen, war immens. Aber nicht vonseiten des Arbeitgebers! Nur meine Kundin war der Auffassung, dass alle um sie herum dies erwarten würden. Was schaffte Abhilfe? Das Gespräch mit dem Vorgesetzten suchen. Was meine Kundin dann auch in der zweiten Woche tat und siehe da – ihr Chef nahm ihr die Angst – wobei ihr Vorgesetzter offensichtlich eine sehr gute Führungskraft ist. Seit dem läuft es, sie hat nicht nur die Probezeit überstanden und ist inzwischen sehr zufrieden und fühlt sich wohl bei ihrem neuen Arbeitgeber.

Oder ein Kunde, für den der neue Arbeitgeber eine Katastrophe war, bei dem das totale Chaos herrschte, bei dem es nur leere Versprechungen gab und so weiter. Diese Aussagen entpuppten sich aber als ein wenig übertrieben und waren sicher auch der großen Enttäuschung geschuldet, die mit der Situation einherging. Bei näherer Betrachtung – mein Kunde kam aus einem traditionsreichen mittelständischen Unternehmen und war zu einem relativ jungen Unternehmen gewechselt – wurde klar, dass er sich auf weniger geordnete Strukturen einstellen musste. Was ihm im Vorfeld theoretisch klar war, doch die Praxis traf ihn dann doch hart. Auch er hat ein klärendes Gespräch mit seinem Vorgesetzten geführt, bei dem sein Chef ihm klar machen konnte, wie wichtig er mit seinen Erfahrungen für das Unternehmen ist – gerade was den Aufbau und Verbesserung von Prozessen und Abläufen betrifft. Mein Kunde hat das Arbeitsverhältnis fortgesetzt und arbeitet dort sehr erfolgreich und sehr gern.

Hier könnte ich noch weitere positiv verlaufende Beispiele aufzeigen. Aber natürlich gibt es auch die anderen Fälle, in denen sich der neue Job wirklich als Albtraum darstellt. Dann ist wirklich besser, das Arbeitsverhältnis schnellstmöglich zu beenden. 

Wenn Sie sich in ähnlichen Situationen wiederfinden – behalten Sie die Ruhe – auch wenn es Ihnen schwerfällt. Sprechen Sie mit Ihrem Vorgesetzten. Warten Sie nicht zu lange. 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Freistellung nach Kündigung – verschweigen oder erwähnen?

Wenn das Arbeitsverhältnis seitens des Arbeitgebers gekündigt oder ein Aufhebungsvertrag geschlossen wurde, werden Arbeitnehmer oft freigestellt. Auch wenn die Beendigung des Arbeitsverhältnisses und die damit einhergehende Freistellung oftmals aufgrund von Umstrukturierungen geschehen, ist den meisten Betroffenen schon klar, dass man Sie einfach nicht mehr im Unternehmen braucht. Eine Tatsache, die alles andere als angenehm ist und am Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl kratzen kann.  Doch wie geht man mit der Freistellung um? Muss man sie in den Bewerbungsunterlagen erwähnen? Diese Frage wird mir sehr oft gestellt. Grundsätzlich rate ich dazu, die Freistellung erst in einem persönlichen Gespräch mit dem Headhunter oder mit dem potenziellen Arbeitgeber zu erwähnen. Wobei man in den Bewerbungsunterlagen natürlich nicht behaupten sollte, man befinde sich in einem ungekündigten Arbeitsverhältnis – das entspricht nicht der Wahrheit und kann böse Konsequenzen haben. Aber in den Bew

Probezeit nicht bestanden?!

Eines der schlimmsten Szenarien ist für viele, die Probezeit nicht zu bestehen. Da hat man endlich nach vielen Anstrengungen den neuen Job gefunden und könnte erleichtert aufatmen, doch dann geht der Druck weiter. Man steht unter Beobachtung. Die Probezeit gibt dem Arbeitgeber die Möglichkeit zu prüfen, ob der neue Mitarbeiter die Leistungsanforderungen erfüllt. Aber auch der Arbeitnehmer kann innerhalb dieser Zeit prüfen, ob die Anforderungen des neuen Arbeitsplatzes den eigenen Vorstellungen entsprechen.

Nennen Sie uns drei Stärken und drei Schwächen…

Diese Frage ist Ihnen sicherlich aus Vorstellungsgesprächen bekannt. Während der erste Teil noch relativ einfach und problemlos zu beantworten ist, kommen viele Bewerber doch bei der Benennung von Schwächen in Bedrängnis. Die Frage, die sehr direkt ist und damit ein wenig plump klingt, zielt darauf ab, dass Ihr Gesprächspartner sich einen Eindruck von Ihrem Selbstbild verschaffen möchte. Wie viel Selbstvertrauen zeigen Sie in einer heiklen Situation? Wie ist Ihre Reaktion? Da es hier primär um Ihre Selbsteinschätzung geht, verpacken versierte Personaler mittlerweile diese Fragen sehr viel geschickter…nichtsdestotrotz sollten Sie gerüstet sein.